Der Weg zur Toilette
Jetzt, wo die Cs mobil sind und auch was sehen, wurde es Zeit an der größten Herausforderung, zumindest erziehungstechnisch, zu arbeiten: am stubenrein werden.
Der erste Schritt dazu ist ihnen beizubringen, nicht in ihren Schlaf- und Spielraum zu pinkeln, sondern auf ein entferntes Plätzchen. Sie sind immerhin schon selbstständig genug, dass sie sich ohne Hilfe der Bauchmassagen von der Mama lösen können. Gepinkelt wird, wenn man munter wird. Das gilt für Welpen und Junghunde noch ganz lange.
Wenn sie einzeln munter werden, dann ist es auch mehr oder weniger umsetzbar, sie auch nacheinander auf’s stille Örtchen zu setzen. Zumindest die Ersten paar. Sobald diese allerdings ihr Geschäft erledigt haben und putzmunter durch die Wurfbox laufend den Rest aufwecken, sind nicht mal vier Hände ausreichend, um alle rechtzeitig auf’s Klo zu setzten und dann lange genug dort zu behalten, bis sie gepieselt haben.
Auch hatte die Toilette nicht genug Kapazitäten, um mehr als vier Welpen auf einmal aufzunehmen. Das Problem ließ sich aber durch einen kleinen Umbau leicht beheben – wir haben die Toilettenfläche verdoppelt. Jetzt gibt es sogar einen abgeschiedenen Bereich hinter einer Trennwand für die g’schamigen Welpen.
Was definitiv nicht handlebar ist, ist der Moment, wenn Alagna beschließt zu stillen, bevor wir den Toilettengang gemacht haben. Sobald sie ihren Kopf durch den Eingang steckt, werden auf einmal alle munter und wuseln wie verrückt umher. Vor lauter Aufregung denkt da natürlich niemand ans stille Örtchen und alles geht daneben. Alagna, mit ihrem Sauberkeitsdrang, fängt dann immer an, die Wurfbox inkl. Toilette zu putzen, anstatt sich zum Stillen hinzulegen. Ihr Nachwuchs schreit nach Milch und versucht bereits im Stehen an die Zitzen zu kommen und schlägt dabei Purzelbäume, noch sind sie aber zu klein. Aber wenn sie dann endlich liegt und alle nuckeln (ja alle! sie hat es endlich gelernt sich halb am Rücken zu drehen und die volle Milchbar zur Verfügung zu stellen), dann wird es ruhig und nur das anfänglich hastige, aber zunehmend ruhigere Nuckeln ist zu hören.
Ryoko hat nun auch ihren Part übernommen. Sie spielt die strenge Oma, die ihre Tochter maßregelt. Alagna ist so gut wie nie im Wohnzimmer. Nach dem Stillen legt sie sich in die Küche oder ins Bad. Ich glaube, wenn sie könnte würde sie bei Elli, Willi und ihrer Schwester Ayoko um Asyl ansuchen. Ryoko wiederum verbringt sehr viel Zeit neben der Wurfbox und schaut nach dem Rechten. Wenn sie merkt, dass die Welpen langsam ungeduldig werden und unruhig im Schlaf sind, sprich wieder Stillzeit wäre, steckt sie ihren Kopf durch die Öffnung und weckt alle auf. Das Gequieke geht los und nach einiger Zeit bemüht sich dann die Grande Dame Alagna hinauf, um ihren mütterlichen Pflichten nachzugehen. Zufrieden geht dann Ryoko in den Garten und genießt ihre Ruhe.
Mizūmi und die Katzen begnügen sich weiterhin mit kurzen Blicken zwischendurch. Vor allem Tante Mizi wartet bis man mit der Rasselbande was anfangen kann.
Es ist angerichtet
Nun sind auch die wichtigsten Voraussetzungen für ein weiteres Abenteuer geschaffen: den Welpenbrei! Die Cs können sehen, was sie essen und hören, wenn ich auf die Futterschüssel klopfe. Auf das möchten wir sie konditionieren. Es ist später ein Vergnügen, ihnen zuzuschauen, wie sie, sobald sie das Klopfen hören, alles liegen und stehen lassen und auf uns zustürmen. Sie können auch gehen und stehen. Zwar immer noch auf wackeligen Beinen, aber lang genug, um zur Futterschüssel hinzugehen und sich davor hinzustellen. So zumindest in der Theorie.
Die erste Fütterung verlief ganz anders. Wir bereiteten alles außerhalb der Wurfbox vor, machten die Saloontür auf und wollten das Festmahl filmen.
Natürlich passierte zuerst nichts. Die Cowgirls- und Boys wussten ja gar nicht, was da draußen auf sie wartet. Weder den Geruch noch das Klopfgeräusch konnten sie mit Essen verbinden. Und da es sich gerade sehr gemütlich in der Wurfbox chillen ließ, kamen sie mal gar nicht erst raus. Wir beschlossen ein bisschen nachzuhelfen und setzten je vier Welpen zu den zwei Schüsseln.
Carlos verstand recht bald das Prinzip des Futters in der Schüssel statt aus der Zitze. Was er nicht verstand war, dass er statt saugen, schlecken musste, um den Brei aufzunehmen. Wie konnten wir ihn vorm Verschlucken bewahren?! Aber irgendwie war er, was das angeht, recht robust. Auch nach Mamas Milchbar kam ihm immer wieder Milch durch die Nase raus und ließ ihn unbeeindruckt.
Corra hingegen machte eine auf Cleopatra und nahm ein Ganzkörperbad im Welpenmilchbrei, der aus Ziegenmilch, Haferflocken, Slippery Elm, Topfen und Honig bestand. Alles gut für Fell und Haut, vor allem da es durch seine klebrige Eigenschaft super haftet.
Collar versuchte es Carlos nachzumachen und im Stehen aus der Schüssel zu fressen. Sein doch deutlich größer Kopf bekam aber ein Übergewicht und er plumpste kopfüber in die Schüssel.
Chanel war mäßig überzeugt und versuchte es mit Kneipen – zuerst im warmen Welpenbrei, anschließend auf dem kalten Fußboden.
Wir sahen uns gezwungen das Experiment abzubrechen, die Welpen vorm Ertrinken oder Verschlucken zu retten und das Wohnzimmer von einem neuen Bodenanstrich zu bewahren. Morgen sei ja auch noch ein Tag.
nicht nur Veggie
Die Fütterung mit dem ersten Fleischbrocken hat uns gezeigt, dass die Cs doch kleine Frühchen sind. Die vier Tage, die sie zu früh auf die Welt kamen, fehlen ihnen. Deswegen machten sie die Äugleins erst am 16. Tag auf, deswegen sind sie etwas kleiner, als ihre Halbgeschwister aus dem B-Wurf zur selben Zeit waren und deswegen bekamen sie den Welpenbrei erst nach 3 Wochen und 4 Tagen. Trotzdem wollten wir ihnen an ihrem 4 Wochen Geburtstag einen Fleischbrocken zum Knabbern geben. Immerhin zeigten zumindest Corra und Coco schon sehr großes Interesse an Mamas Futter. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Welpenbrei hatten drei Tage später alle heraussen, wie sie diesen ohne Verschluck- oder Ertrinkgefahr in sich aufnehmen konnten.
Beim Fleischbrocken taten sie sich jedoch schwer. Es zeigten überhaupt nur die Wenigsten Interesse. Zu Corra und Coco gesellte sich noch Cerna dazu. Sie wollte allerdings, wie vom Flaschi gewöhnt, auch an dem Fleischbrocken nuckeln und saugte sicher ein fünf cm langes Stück in sich hinein, welches ich als Ganzes wieder rausgezogen habe. Chanel, die sich in der Zwischenzeit zu einer Entdeckerin entwickelt hat und im Wohnzimmer immer auf Reisen geht und kaum an Schlafen oder Ruhen interessiert ist, stolperte bei ihrem Abenteuer zwar über das Stück Fleisch, fand es aber nicht sehr interessant und verwendete es als Sitzpolster für eine kurze Rast. Carlos zeigt deutlich mehr Interesse am Schwanz seines Bruders und biss dort hinein, anstatt ins Fleisch. Der Rest der Rasselbande verschlief diesen Programmpunkt. Wir warten also doch bis sie 4 Wochen und 4 Tage alt sind.
Spielgruppe
Meine selbstgemachten Rasseln aus mit diversem Kleinkram gefüllten Plastikflaschen sind nicht sehr gut angekommen. Sie wurden zwar für Anschläge auf unter dem Abstandshalter liegende Wurfgeschwister verwendet, aber mit Rollen und auf Geräusche reagieren war mal nichts. Anders aber mit dem ersten Spielzeug. Die Cs bekamen einen Dino und ein Strickmanderl von den Zlatkos geschenkt. Zuerst dachte ich mir, der Dino sei etwas überdimensioniert, da eigentlich nicht viel kleiner als die Welpen selbst. Aber er war genau richtig und perfekt, bis auf die Tatsache, dass es im Wilden Westen keine Dinos gab. 🙂 Die Welpen hatten ihn zum Fressen gern. Schon bald wurden beide Spielies durch die Wurfbox gezerrt, an ihnen wurde geknabbert und man versuchte, sie tot zu schütten. Unglaublich eigentlich we schnell die entsprechenden Instinkte geweckt wurden. Vielleicht dachten die Cowgirls- und Boys sie müssen bald auf Jagd gehen. Ganz unbegründet war die Annahme ja nicht. Alagna war soweit, abzustillen. Während Ryoko ihre Nachkommen noch nach der Abgabe bei gemeinsamen Spaziergängen an die Milchbar ließ, war ich überzeugt davon, Alagna würde, sobald im Kalender der 28.Tag nach Geburt erschien, aufhören zu stillen. Sie schien nicht sehr geduldig mit ihrer Brut zu sein, vor allem mit den Piranha-ähnlichen Überfällen auf ihre Zitzen. Das Einzige, was sie wirklich zur Perfektion machte, war die Wurfbox sauber schlecken. Bevor sie ihre kostbare Milch servierte, musste mal alles picobello sauber sein. Da war es ihr egal wie unruhig und laut nach Essen schreiend ihre Babys um sie herumliefen. Aber die Cs waren kreativ und versuchten jetzt schon während ihre Mama noch stand, an die Zitzen zu kommen. Da wurden die Abstandshalter, aber auch Geschwister als Leitern verwendet. Ich vermute ja, dass mittlerweile der einzige Grund, warum Alagna überhaupt noch stillen geht der ist, dass sie weiterhin nur in der Wurfbox während des Milchflusses Appetit hat und sonst verhungern würde. Bin schon sehr gespant, wie sich das Fressverhalten meiner Diva weiter entwickelt. Das Interesse der Kleinen ist auf jeden Fall schon sehr weit entwickelt und ich muss regelrecht Alagnas Futter vor den kleinen Mäulchen beschützen. Kaum kurz weggeschaut und schon pickt einer in der Futter Schüssel. Somit ist einmal mehr nur mehr Handfütterung bei der Mama möglich. Der Countdown zum ersten Fleischbrocken hat begonnen. Die Hauptvoraussetzung dafür ist geschaffen – die Beißerchens sind da und werden an unseren Händen und Füßen auf Belastbarkeit getestet.
Die große weite Welt – Teil1: das Wohnzimmer
Draußen vor der Wurfbox auf der Koppel gibt es eine gemütliche Spielwiese im Wohnzimmer für die Cowboys- und Girls und auch ihren Besuch. Leider ist ja das Wetter gerade nicht frühlingshaft warm und trocken, so brauchen wir auch einen Indoor Bereich für die kommenden Audienzen. Denn bald ist es so weit und sie dürfen den ersten Besuch empfangen. Dafür haben wir ein gemütliches Plätzchen geschaffen, wo sich hoffentlich die Gäste wie auch die Welpen wohl fühlen. Denn es ist ganz wichtig, die Kleinen zwar an neue Gerüche, neue Klänge, neue Leute groß und klein zu gewöhnen, aber überfordern darf man sie nicht.
- Die Hauptregel ist: schlafende Welpen weckt man nicht!
- Und wenn Alagna stillen will, dann halten alle die Luft an und niemand bewegt sich. Das ist ein heiliger Moment für die Mama und ihren Nachwuchs und Alagna ist da auch sehr sensibel. Sie lässt sich leicht ablenken und verlässt dann die Wurfbox, bevor die Kleinen satt sind. Und hungrige Welpen sind laute Welpen. Das herzzerreißende Geschrei nach mehr Milch bringt einen fast um.
- Die Wurfbox ist tabu, da dürfen nur Alagna und wir hinein. Die Welpen brauchen einen sicheren Rückzugsort und nützen diesen auch. Wenn es ihnen draußen zu viel wird, gehen sie rein und stecken ihr Köpfchen unter die Abstandshalter. Bald werden diese nicht mehr hoch genug sein. Der nächste Wurfboxumbau steht also bevor. Abstandshalter raus, damit auch genug Platz für die glorreichen Acht ist und ein Tipi rein, damit die Welpen eine Höhle für sich haben.
- Die Welpen sind jetzt dann vier Wochen alt und ihr Immunsystem stärkt sich von Tag zu Tag. Sie lernen langsam mit den Keimen des Alltags umzugehen. Trotzdem können sie nicht alle auf einmal bekämpfen. Händewaschen haben wir ja, seit dem das kleine Virus unser Leben bestimmt, perfektioniert. Mit sauberer Kleidung oben drein kann den Babys nichts mehr passieren.
- Die Cowboys und Girls sind sehr neugierig. Sie wollen alles neue selbst entdecken und gehen auf einen zu. Es ist nicht notwendig, sie bei ihren Erkundungswanderungen zu stören und aufzuheben. Es ist doch viel schöner zu warten, bis ein Welpe von allein auf einen zukommt und sich langsam über den Schoß bis zu Eurem Herzen vorarbeitet.
- Und wenn sie schon mal bei Euch sind und Ihr sie dann doch hoch oben knuddeln wollt, ist es natürlich auch ok. Aber stellt Euch mal vor, wie das ist, wenn einem auf einmal der Boden unter den Beinchen weggezogen und man ohne Vorwarnung in die Lüfte hoch gehoben wird. Lasst uns doch die Welpen zumindest mit einem “und hoch” darauf vorbereiten, dass sie gleich fliegen werden.
- Die Cs freuen sich schon sehr Euch kennen zu lernen, freuen sich in erster Linie auf Euch, aber natürlich auch über Geschenke, welches Kind nicht. Aber bitte bedenkt, dass Spielies mit Quietschis den Welpen beibringen, dass es in Ordnung ist, an jemandem herum zu kauen auch wenn er quietscht. Statt dessen sollten sie ja eigentlich lernen – Quietschen heißt “Stopp, ich habe genug!”.
Es gibt Verhaltensweisen, die solange die Welpen noch so klein und süß sind, ja lieb erscheinen mögen. Es fällt uns sehr schwer, ihnen zu widerstehen und hart zu bleiben. Aber sie werden mal groß und stark und stur, auch wenn sie natürlich weiterhin zuckersüß und lieb bleiben. Trotzdem oder gerade deswegen gleich mal zwei Bitten, um es den zukünftigen Besitzern leichter zu machen:
- Sie spielen miteinander indem sie sich “beißen” und auch wenn man an diesem Spiel gern als Mensch teilnehmen möchte, um so Teil des Rudels zu werden, ist Menschen beißen auch im Spiel nicht in Ordnung. Auch wenn es für uns selbst vielleicht ok wäre, denkt nur an die scharfen Milchzähne und die dünne Haut von älteren Menschen oder die zarte Haut von Babys. Es wäre viel zu kompliziert sich zu merken, bei wem der Wuff das denn darf und bei wem nicht. Also bitte einfach gar nicht mal an sich knabbern lassen, dafür lieber gleich mit einem Spieli ablenken. Sie laufen so gern den vor ihnen mit Eurer Hilfe davon laufenden Spielzeugen nach und springen auf sie drauf. Das ist noch viel süßer als Zahnabdrücke auf den Unterarmen.
- Natürlich fühlt man sich geehrt, wenn der Welpe sich so sehr über einen freut, dass er einen anspringt. Wer aber schon mal einen Überfall von Alagna erlebt hat, weiß, dass es eigentlich eine sehr unangenehme Begrüßung ist. Sie ist schwer zu bändigen, nicht zu koordinieren, tut weh und zieht meist Kratzspuren oder leichte Verletzungen nach sich, von einer eventuell bei Gatsch-Wetter waschmachinenreifen Kleidung gar nicht zu reden. Der Hund hat einen nicht weniger lieb und freut sich nicht weniger über Besuch, wenn er ihn am Boden in der Hocke gesittet begrüßen darf. Also bitte, lasst Euch auch schon von den Welpen nicht anspringen. Dreht Euch weg, belohnt es nicht! Und wenn Ihr auf eine hundegerechte Begrüßung besteht dann geht in die Hocke. Lasst uns ihnen beibringen, dass auf ihrem vierbeinigen Niveau hundegerechte Begrüßungen mit überschwänglicher Freude und Schlecken ok sind und auf Zweibeinerebene ein Schwanzwedeln und unter Menschen Händeschütteln – so Corona es erlaubt – ausreicht. Dann kann jeder Besuch für sich selbst entschieden – will er wild am Boden begrüßt werden oder nicht.
Aber jetzt genug der Regeln – es darf gespielt, gekuschelt und geknuddelt werden. Wir freuen uns auf Euch!